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Forum - BDSM - Umfragen

Wie gut kannst du deine Neigung zu BDSM oder Fetisch für dich selbst akzeptieren?

Bezieht sich auf die Abstimmung »Wie gut kannst du deine Neigung zu BDSM oder Fetisch für dich selbst akzeptieren?«.

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Selina B

Autorin.

08.10.2011 um 16:10 Uhr

Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich gerade entdeckte, was meine Sehnsüchte und Fantasien wirklich bedeuteten. Ich kannte mich plötzlich selbst nicht mehr und musste eine Entscheidung treffen, ob ich mich mit dem Entdeckten und damit mit mir selbst auseinandersetzen wollte oder aber all das verdrängen und damit mein Leben in gewohnten Bahnen weiterlaufen lassen wollte. Gebunden an einen Mann, mit dem mich nichts mehr verband als Gewohnheit und die Verantwortung für die gemeinsamen Kinder, einem Mann, der sich über viele Jahre hinweg zunehmend nur noch um sich selbst kümmerte und damit beschäftigt war, seinen Nikotin- und Alkoholpegel konstant hoch zu halten, fiel es mir nicht schwer, mich für neue Wege zu entscheiden. So leicht, wie sich das jetzt hier niederschreibt, war es aber ganz bestimmt nicht. All die Jahre in dieser Ehe mit ihm hatte ich mich mehr und mehr selbst aus den Augen verloren und damit verlernt, meine Bedürfnisse zum einen zu benennen und zum anderen deren Erfüllung einzufordern. Nur in meinen Träumen, in den Fantasien meiner einsamen Nächte sah ich mich auf eine Art, über die ich einfach nie zu sprechen wagte. Die Faszination absoluter Hingabe, die Sehnsucht danach, beherrscht und doch geliebt zu werden, der Traum davon, gefesselt zu sein durch Ketten, Seile und viel mehr noch über die Psyche und den Intellekt– all das blieb viele, viele Jahre unausgesprochen. Mehr oder weniger unbewusst flüchtete ich mich in Arbeit und widmete mich meinen Kindern. Der Mann, mit dem ich unter einem Dach lebte und dessen Mich-Wollen als Frau ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr spürte, sah in mir wahrscheinlich nur noch eine gut funktionierende Haushaltsmaschine, als jemanden, der durch den Beruf auch noch für eine gewisse finanzielle Absicherung sorgte und als Mutter der Kinder, denen sie sich hingebungsvoll widmete. Als Frau, als Weibchen und als begehrenswert fühlte ich mich dadurch natürlich nicht. Ich flüchtete in Arbeit, sagte zu allem Ja, nur um keine Zeit zum Nachdenken zu haben oder nach Hause zu müssen. Ein gesundheitlicher Zusammenbruch erst war nötig, um mich auf meinen neuen Weg zu bringen. Plötzlich hatte ich Zeit zum Nachdenken und für die gezielte Selbstwahrnehmung. Ich sah in den Spiegel, sah ein aus den Fugen geratenes Wesen (oft linderte ich meinen Frust in den Jahren bis zu diesem Zeitpunkt durch Süßigkeiten und andere Leckereien). Ich sah mich mit einem anderen, sehr distanzierten Blick und stellte fest, das bin ganz bestimmt nicht Ich. Irgendwo hinter all den Speckfalten musste es die Frau mit ihren Träumen und Sehnsüchten geben. Ich musste sie nur wieder sichtbar machen. Über Monate hinweg speckte ich die angehäuften Frustkilos ab, wurde plötzlich auch von außen wieder als Frau wahrgenommen und sonnte mich anfangs verlegen, jedoch zunehmend selbstbewusster in den Komplimenten, die ich erhielt. Zugleich entschloss ich mich, mich von meinem Mann zu trennen. Und damit war der Weg frei, zu mir selbst zu finden. Über eine Datingcommunity wurde mir in einem sehr langen Chat gezeigt, was all die Jahre in mir schlummerte. Es bekam einen Namen, der mich zuerst ganz schlimm erschreckte: BDSM. Trotz meines Erschreckens jedoch trieb es mich weiter. Ich wollte wissen, wollte alles wissen, wollte mich endlich erkennen. Mit den zunehmenden Kenntnissen, durch lange Gespräche und auch reale Begegnungen mit Menschen, die so „ticken“ wie ich und auch durch erste Erfahrungen wurde ich mir meiner selbst immer sicherer. Auf dem Weg, den ich bis heute gegangen bin, sollte mir noch einiges begegnen, was für Verwirrung, für Angst, für Unsicherheit sorgte. Aber ich habe auch gelernt: nicht jeden Schuh muss ich mir anziehen, ich habe die Wahl, nur das zuzulassen, was mir guttut. Ich habe gelernt, dass nur durch Liebe die von mir ersehnte Erfüllung durch Hingabe möglich ist, dass Tiefe nur dann entsteht, wenn man auf allen Ebenen, sowohl den geistigen, den zwischenmenschlichen, den sexuellen und denen, die unser Sosein so besonders machen, aneinander wächst. Mit dieser zunehmenden Sicherheit konnte ich mich immer mehr selbst annehmen und akzeptieren, dass ich so bin, wie ich bin. Inzwischen bin ich stolz, diesen Weg gegangen zu sein. Von diesem stillen, verhuschten Etwas aus den Jahren meiner Ehe ist nichts mehr übrig. Durch meine Selbstakzeptanz fühle ich mich zugleich schön und begehrt und bin es auch. Angekommen in einer Beziehung, die erfüllend ist und in der ich mich trotz der oft alltäglich zu meisternden Kämpfe (noch sind nicht alle Altlasten aufgearbeitet) glücklich und geliebt fühle, bin ich heute eine selbstbewusste Frau, die erhobenen Kopfes ihren weiteren Weg geht.

 

In diesem Sinne war dieser Schritt, dieses Mich-Erkennen eine absolute Befreiung, die zwar einiges an inneren Kämpfen mit sich brachte, aber mich endlich hat so sein lassen, wie ich wirklich bin.

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Schattenwölfin

Autorin. Korrektorin. Förderer.

08.10.2011 um 16:49 Uhr

Liebe Rhapsody,

 

die Zeilen "Nur wer meinen Geist berührt, dem kann sich auch mein Körper beugen und meine Demut weckst Du nur, wenn Du meine Seele so berührst, dass sie sich vor Dir verneigt" auf Deiner Visitenkarte haben mich schon aufmerksam werden lassen. Dein offener und ausführlicher Beitrag hier beeindrucken mich nicht minder.

 

Wieder einmal zeigt sich, dass es manchmal ein langer und harter Weg ist bis man zu sich findet, den zu gehen sich jedoch immer lohnt.

 

Schattenwölfin

.

 

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hexlein

Autorin.

08.10.2011 um 16:59 Uhr

@Schattenwölfin...

 

danke für Deine schön ausgewählten Worte zu rhapsody

 

ich wollte gerade etwas ähnliches schreiben..

aber, ob ich es so schön hätte sagen können?

 

@rhapsody

 

danke für diesen offenen und berührenden Beitrag

 

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Gelöscht.

08.10.2011 um 19:16 Uhr

Moin

 

Immer wenn ich Berichte /Aussagen wie die von rhapsody lese, freue ich mich für diese Menschen und staune immer wieder ..... dieses Ausbrechen aus der bisherigen Welt, die so einengend wahrgenommen wurde, in eine neue Welt - die des Bdsm - die als befreiend und sehr lebendig erlebt beschrieben wird - es ist erstaunlich, wie sich die Inhalte doch alle ähnlich sind .... alle sind froh, diesen Schritt gemacht zu haben .

 

Ich wünsche rhapsody all das, was sie sich erhofft .

 

Viele liebe Grüße Bernd

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Selina B

Autorin.

08.10.2011 um 19:24 Uhr

Herzlichen Dank, Bernd.

Das Schöne ist, dass man auf diesem Weg immer mehr seinen eigenen Anspruch finden und definieren kann. Das Bewusstsein, dass es absolut nicht nötig ist, ja, dass es für die eigene Persönlichkeit vernichtend ist sich zu verleugnen, wächst. Man weiß, wo man steht. Man weiß, wer man ist. Und vor allem, man weiß ganz genau, was man will. Und in diesem Zusammenhang ist man nicht mehr kompromissbereit, denn jeder Kompromiss hieße ja wieder, sich selbst zu verleugnen.

 

Herzlichst

rhapsody

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Gelöscht.

08.10.2011 um 20:42 Uhr

Moin rhapsody

 

Herzlichen Dank, Bernd.

Das Schöne ist, dass man auf diesem Weg immer mehr seinen eigenen Anspruch finden und definieren kann. Das Bewusstsein, dass es absolut nicht nötig ist, ja, dass es für die eigene Persönlichkeit vernichtend ist sich zu verleugnen, wächst. Man weiß, wo man steht. Man weiß, wer man ist. Und vor allem, man weiß ganz genau, was man will. Und in diesem Zusammenhang ist man nicht mehr kompromissbereit, denn jeder Kompromiss hieße ja wieder, sich selbst zu verleugnen.

 

Den eigenen Anspruch finden - die eigene Persönlichkeit vernichten - sich selbst verleugnen .... ist oft nicht einfach - oft und für viele unmöglich.

 

Man weiß wo man steht - wer man ist - was man will ..... ja - wenn man dieses aber nicht umsetzen kann , wird es heftig.

 

Nicht mehr kompromissbereit .... jede/r , die/der deinen/diesen Weg ging , sagt das auch .... es muss schön sein, so etwas zu erleben.

 

Bleibe Dir in diesem Sinne selbst Treu !

 

Gruß Bernd

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dienerin

Autorin. Förderer.

08.10.2011 um 23:18 Uhr

Danke rhapsody

für diese offene Erzählung von dir

Vieles von dem was du schreibst erinnert mich an ähnliches

aber ich kann und will keinen Schlusstrich unter meine Ehe setzen

Und ganz so schrecklich wie du die beschreibst erlebe ich es auch nicht

aber deine Worte machen mich sehr nachdenklich

Für dich freue ichmich, dass du einen Weg zu dir gefunden hast und das der bis heute nicht immer einfach ist, das glaube ich dir gerne

Verlerne nicht, das du eine tolle Frau bist

 

Dienerin

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Gelöscht.

09.10.2011 um 22:30 Uhr

Der Inhalt dieses Beitrags ist aus Gründen des Jugendschutzes nicht frei einsehbar.

Bitte melde dich zunächst am Altersverifikationssystem an.

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Gelöscht.

12.10.2011 um 01:23 Uhr

ich hatte noch nie probleme zu akzeptieren das ich sub bin! das war einfach schon fast immer so und irgendwann hab ich mich halt entschlossen es dann aktiv auszuleben.

 

die einzigen die ein problem damit haben sind meine eltern. zwar können sie es nicht akzeptieren aber zumindest tolerieren sie es inzwischen. und es bring so einiges an vorteilen geoutet zu sein, finde ich, man muss sich nicht mehr verstecken zb.

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Gryphon

Autor.

12.10.2011 um 16:51 Uhr

Ich frage mich immer, warum ausgerechnet Eltern von der sexuellen Ausrichtung ihrer Kinder Kenntnis haben müssen?

 

Grüße von Gryphon

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